5 Millionen Euro Förderung für das Projekt „E³UDRES²“ der FH St. Pölten im Rahmen der Initiative „Europäische Hochschulen“ der Europäischen Kommission. Ein Interview mit FH-Geschäftsführer Hannes Raffaseder.
Sehr geehrter Herr Professor Raffaseder, die FH St. Pölten hat sich mit Ihrem Projekt „E³UDRES² - the Engaged and Entrepreneurial European University as Driver for European Smart and Sustainable Regions" unter vielen Mitbewerbern aus ganz Europa durchgesetzt und übernimmt nun als erste österreichische Fachhochschule die Leitung einer European University. Können Sie uns bitte etwas über Ihr ausgezeichnetes Projekt sowie über die Initiative European University der Europäischen Kommission erzählen?
Die European University Initiative wurde 2017 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen mit dem Ziel die Zukunft des Europäischen Bildungs- und Hochschulraum weiterzuentwickeln. Dabei sollen in internationalen Netzwerken zukunftsweisende Konzepte für die Hochschule der Zukunft und den Campus der Zukunft entwickelt werden. Mittlerweile wurden in zwei Ausschreibungsrunden 41 Allianzen ausgewählt, welche nun auf drei Jahre beim Aufbau ihres Netzwerkes gefördert werden.
Als regional verankerte und international vernetzte Fachhochschule in Österreich hat diese Ausschreibung gleich von Beginn an unser großes Interesse geweckt. Obwohl wir uns des sehr kompetitiven Calls bewusst waren, haben wir, von unseren eigenen Stärken ausgehend, entsprechende Projektpartner in fünf weiteren europäischen Ländern identifiziert, die wir für unser Projekt gewinnen konnten. Allen Projektpartnern gemeinsam ist, dass es sich hierbei um verhältnismäßig kleine und relativ junge Hochschulen handelt, die nicht in der jeweiligen Hauptstadt ihres Landes ihren Standort haben. Als Schlussfolgerung daraus haben wir uns bewusst dazu entschieden, uns neben den vorgegebenen Zielen dieser Initiative – der Entwicklung von Konzepten für die Hochschule der Zukunft und dem Aufbau eines Multi-University Campus – stark auf die Rolle der Hochschule für Smart and Sustainable Regions zu konzentrieren.
Mit unseren Projektpartnern in Portugal (Instituto Politécnico de Setúbal), Belgien (UC Limburg), Lettland (Vidzeme University of Applied Sciences), Ungarn (Szent Istvan University) und Rumänien (Polytechnical University Timisoara) haben wir nun die Möglichkeit, die oben genannten Herausforderungen mit einer europaübergreifenden Sichtweise und interdisziplinären Herangehensweisen zu bearbeiten. Unser Projekt „E³UDRES²" hat offiziell am 1. Oktober 2020 gestartet und wird bis 30. September 2023 laufen. Für das gesamte Projekt stellt uns die Europäische Kommission knapp 5 Millionen Euro an Förderung zur Verfügung, bei einem Projektvolumen von etwas mehr als 6,2 Millionen Euro.
Wie schwierig und zeitintensiv war es, das Projekt vorzubereiten, neue Projektpartner zu suchen, sich mit ihnen abzustimmen und den Antrag zu stellen?
Die Entwicklung eines derartig großen internationalen Projektes benötigt im Prinzip eine sehr gute und intensive Vorbereitung. Bei uns an der FH St. Pölten gibt es seit einigen Jahren einen Bereich für Hochschulinnovation, der sich schon länger mit den Fragestellungen zur Zukunft der Hochschule und der Rolle der Hochschulen in, für und mit der Region beschäftigt. An diese intensiven Vorarbeiten und internen Diskussionen konnten wir direkt bei der Projektentwicklung anknüpfen. Wir wussten, dass die Suche nach den richtigen Projektpartnern essentiell für den Projekterfolg sein wird. Dementsprechend intensiv haben wir mögliche Partner identifiziert und kontaktiert. Wir haben uns bewusst dafür entschieden Partner ins Projekt aufzunehmen, mit denen wir bisher noch gar nicht oder wenig zusammengearbeitet haben, da wir dieses Projekt bewusst auch dafür nutzen wollten, unser internationales Netzwerk zu erweitern. Mit den nun im Konsortium vertretenen Institutionen konnte relativ rasch ein Einvernehmen in Bezug auf die grundlegenden Ziele des Projektes erreicht werden. Daher verlief die eigentliche Antragsphase sehr produktiv und es konnte bereits in dieser Phase eine gute Stimmung im Konsortium aufgebaut werden.
Obwohl wir uns schon länger für diese Initiative interessiert haben, haben wir uns relativ kurzfristig dafür entschieden, auch wirklich einen Antrag einzureichen. Von der Kontaktaufnahme mit möglichen Partnern bis zur Antragseinreichung vergingen nur rund fünf Monate, wobei für die Ausarbeitung des eigentlichen Projektantrages rund zwei Monate zur Verfügung standen, was für ein Projekt dieses Ausmaßes relativ sportlich ist. Die Abstimmung mit den Partnern erfolgte weitestgehend über Online-Meetings, was sich im Nachhinein als sehr gute Vorbereitung auf die kurz nach Einreichung des Antrages eingetretene Corona-Pandemie erwies. Auch momentan erfolgen sämtliche Abstimmungen mit den Partnern über unterschiedlichste Online-Tools, auch wenn wir hoffen, die Kolleginnen und Kollegen auch bald wieder persönlich treffen zu können.
Würden Sie auch anderen Hochschulen aus der Europaregion Donau-Moldau empfehlen, internationale Projekte zu realisieren?
Internationale Projekte bieten die ideale Möglichkeit über den eigenen Tellerrand zu blicken, aus Erfahrungen anderer zu lernen und auch die eigene Expertise weiterzugeben. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass ab dem Zeitpunkt des Zuschlags zu unserem European University Projekt die Sichtbarkeit unserer Hochschule und die unserer Partner auf nationaler und internationaler Ebene enorm erhöht hat und uns nun Türen geöffnet werden, sowohl auf politischer als auch auf wissenschaftlicher Ebene, die uns zuvor verschlossen waren.
In jedem Fall würde ich daher empfehlen, dass auch andere Hochschulen aus der Europaregion Donau-Moldau sich bemühen sollten internationale Projekte umzusetzen.
Foto 1 Quelle: Europäische Kommission
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