Im Rahmen des politischen Vorsitzes der Region Niederbayern in der EDM lud der Vorsitzende der EDM Niederbayern und Bezirkstagspräsident von Niederbayern Dr. Olaf Heinrich zur ganztägigen Jahresfachkonferenz „Niederbayern als neuer Medizinstandort und Zukunftsraum in der Europaregion Donau-Moldau“ ein. Die rund hundert Teilnehmer, darunter hochrangige Gäste aus Politik und Wissenschaft sowie Experten aus den Bereichen Medizin und Pflege, diskutierten im Festsaal des Bezirksklinikums Mainkofen wesentliche Entwicklungen zu den Themen Gesundheitswesen, medizinische Versorgung, Pflege und Betreuung im ländlichen Raum.
Rund 100 angehende Ärzte pro Jahr sollen künftig im Rahmen des Konzeptes MedizinCampus (MCN) in Niederbayern ausgebildet werden, erläuterte Prof. Dr. Ernst Tamm, Vizepräsident für Forschung und Nachwuchsförderung der Universität Regensburg und zuständig für die Umsetzung des MedizinCampus. Die Umsetzung bringt natürlich zahlreiche Herausforderungen mit sich, so beispielsweise die Anstellung von 20 Professoren und weiteren Mitarbeitern oder die Suche nach geeigneten Lehrgebäuden und Räumlichkeiten. Startschuss für das MCN soll das Wintersemester 2024 sein. Die ersten drei Jahre Unterricht finden dann an der Universität Regensburg statt. Danach geht es für die Studenten an die vier niederbayerische Standorte Passau, Straubing, Deggendorf und Mainkofen, wo die klinische Ausbildung stattfinden wird.
Wie wichtig die Förderung des Ärztenachwuches anlässlich des aktuell akuten Ärztemangels ist, unterstrich in seinem Beitrag auch Dr. Heinrich. Deswegen setzt sich der Bezirk Niederbayern seit Jahren aktiv für die Entwicklung von Konzepten ein, die dazu beitragen sollen, junge Ärzte mit Wurzeln in Niederbayern auch hier auszubilden. Die Hoffnung ist, wer hier studiere, der bleibe vielleicht auch. Schon jetzt sei es schwierig, Stellen von Fachärzten nachzubesetzen, berichtete Heinrich aus der Praxis der bezirkseigenen Krankenhäuser.
In seinem Statement erklärte Christian Bernreiter, Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, wie sein Ministerium die schnelle Umsetzung des MCN unterstützt, indem es für die Anmietung der neuen Gebäude für das MCN Flächen und Räumlichkeiten sucht.
Zur „Zukunft und Sicherung der Gesundheitsversorgung in der Europaregion Donau-Moldau". diskutierten beim großen Podiumsgespräch Dr. Winfried Brechmann, Amtschef im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, Prof. Dr. med. Johannes Hamann, ärztlicher Direktor im Bezirksklinikum Mainkofen, Prof. Dr. Ernst Tamm, Vizepräsident für Forschung und Nachwuchsförderung an der Universität Regensburg, Dr. Olaf Heinrich, Vorsitzender der EDM Niederbayern und Bezirkstagspräsident von Niederbayern, Mag. Jakob Hochgerner, Leiter der Direktion Soziales und Gesundheit im Amt der Oberösterreichischen Landesregierung sowie Mgr. Hana Hajnová, stv. Bezirkshauptfrau der Region Vysočina.
BR-Moderator Tilmann Schöberl führte durch die Podiumsdiskussion. Hana Hajnová, stellvertretende Bezirkshauptfrau der Region Vysočina bekannte dabei: „Ich fühle mich hier in Niederbayern zu Hause. Wir haben nicht nur zwei gleich schöne Regionen, sondern auch die gleichen Probleme." In der EDM könnten Synergien genutzt werden. In ihrer Region gebe es zwar keinen Medizinstudiengang, aber technisch hervorragend eingerichtete Krankenhäuser und man könne deshalb einen gegenseitigen Austausch anstreben, um voneinander zu lernen.
Mag. Jakob Hochgerner, Leiter der Direktion Soziales und Gesundheit der oberösterreichischen Landesregierung, zeigte auf, wie es in Linz gelungen ist, einen Medizinstudiengang zu etablieren. Über 300 Studierende pro Jahr sind das Ergebnis. „Viele bleiben hängen", so Hochgerner. Dr. Winfried Brechmann, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, erklärte einen Aspekt des Ärztemangels: „Wir haben zwar steigende Studienzahlen, aber auch viele Ärzte, die in Teilzeit arbeiten." Er sagte auch: „Der Wettbewerb um Pflegekräfte wird enorm stark werden." Der ärztliche Direktor des Bezirksklinikums Mainkofen, Prof. Dr. Johannes Hamann, führte aus, auch die neuen Arbeitszeitgesetze tragen zum Ärztemangel bei: „Früher hat man oft 48 Stunden durcharbeiten müssen." Neue Arbeitszeitmodelle seien auch am BKH in Mainkofen „ein ganz großes Thema".
Im Nachmittagsteil präsentieren Vertreter:innen zahlreicher Hochschuleinrichtungen aus Deutschland, Tschechien und Österreich ihre innovativen Forschungsprojekte und Projektinitiativen im Bereich des Gesundheitswesens und der Pflege. Unter anderem wurden die Projekte „Deaf Pal – Kommunikation in der Palliativversorgung gehörloser Menschen" der Hochschule Landshut, „Haus 4.0" der Technischen Hochschule Deggendorf sowie das Comprehensive Cancer Center Ostbayern des Universitätsklinikums Regensburg vorgestellt. Tschechische Wissenschaftler der Westböhmischen Universität in Pilsen präsentierten Forschungsinnovationen aus dem Bereich der Prothetik in der tschechisch-bayerischen Grenzregion sowie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der biomedizinischen Forschung. Die Südböhmische Universität in Budweis berichtete über Seniorenpflege im Kontext der gesundheitlich-sozialen Pflege. Die Zuhörer bekamen zudem Einblicke in die Initiative Healthacross MED Gmünd sowie in die LICA-App der FH Oberösterreich.
Der Bezirkstagspräsident zog ein positives Fazit zur Veranstaltung: „Sie macht Mut." Diese Themen sollen weiterhin mit Optimismus angegangen werden, wünscht er sich: „Wenn dies auch noch grenzüberschreitend passiert, wird sich die Europaregion auch in der Zukunft sehr gut entwickeln."
Die grenzüberschreitende Konferenz wurde im Rahmen der FörLa (Förderrichtlinie Landesentwicklung) vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert und vom Bezirk Niederbayern kofinanziert.
Fotos: Sepp Eder