Interview mit Ing. Jan Jirsa, Lehrstuhl für technische Studien, Polytechnische Hochschule Jihlava
Sehr geehrter Herr Jirsa,
könnten Sie uns bitte das Projekt „Vernetzung tschechischer und österreichischer Testbeds für Industrie 4.0" näher vorstellen? Was war das Ziel des Projektes?
Das Ziel des Projektes war es, wissenschaftliche Plattformen, die sog. Testbeds, aus der Tschechischen Republik und Österreich, die sich mit dem Thema Industrie 4.0 befassen, zu vernetzen. Dieser Begriff ist relativ breit und umfasst z.B. Robotik, industrielle Steuerungssysteme, intelligente Sensoren, die künstliche Intelligenz usw. Im Konzept der Industrie 4.0 sollten diese einzelnen Bausteine auf eine neue und effektivere Art und Weise miteinander kooperieren. Das Projekt sollte diese Testbeds auf professioneller und persönlicher Ebene miteinander verknüpfen und damit eine Plattform für wissenschaftliche und projektorientierte Kooperation schaffen. Das Projekt war relativ kurz. Die Umsetzung dauerte lediglich ein Jahr, deswegen lag der Schwerpunkt insbesondere auf der Kontaktaufnahme und Vorbereitung von Bedingungen für eine künftige Kooperation.
Ein wichtiger Bestandteil des Projektes war auch die Öffentlichkeitsbildung. In diesem Bereich fanden drei Vorträge zu ausgewählten Themen statt, die online gestreamt wurden und deren Aufzeichnungen auf der Projektwebseite zur Verfügung stehen.
Welche Projektpartner beteiligten sich am Projekt und wie wurde das Projekt finanziert?
Als für den Ablauf des Projektes verantwortliche Projektpartner arbeiteten die Polytechnische Hochschule in Jihlava auf der tschechischen Seite und der Verein Industrie 4.0 Österreich – die Plattform für intelligente Produktion zusammen. Über diese Institutionen wurden im Rahmen des Projektes mehrere Hochschulen in der Tschechischen Republik und in Österreich sowie die Gesellschaft Compas Automatizace angesprochen, die industrielle Steuerungssysteme entwickelt. Diese Partner wurden in Form externer Zusammenarbeit in das Projekt einbezogen und beteiligten sich an der Umsetzung konkreter Projektaktivitäten. Es waren folgende Partner:
- Ústav Výrobních strojů, systémů a robotiky FSI VUT Brno (Institut für Produktionsmaschinen, Systeme und Robotik, Fakultät für Maschinenbau, Technische Universität Brünn)
- Ústav automatizace a informatiky FSI VUT Brno (Institut für Automatisierung und Informatik, Fakultät für Maschinenbau, Technische Universität Brünn)
- Ústav automatizace a měřící techniky FEKT VUT Brno (Institut für Automatisierung und Messtechnik, Fakultät für Elektrotechnik und Kommunikationstechnologien, Technische Universität Brünn)
- Compas Automatizace s.r.o.
- Die Pilotenfabrik Industrie 4.0 TU Wien
- Die Digitale Fabrik der FH Technikum Wien
- FH St. Pölten University of Applied Sciences - Makers Electronic Lab
- Factory Lab FH Wiener Neustadt
- Johanes Kepler Universität - LIT Factory
- CSM am FH OO Campus Wels
Das Projekt wurde vom Operationsprogramm Interreg finanziert.
Welche konkreten Ergebnisse hat das Projekt gebracht? Können von diesen Ergebnissen auch andere Regionen und Akteure in der Europaregion Donau – Moldau profitieren?
Das bedeutendste Ergebnis des Projektes ist die erfolgreiche Vernetzung der oben genannten Institutionen. Unsere Hochschule bereitet aktuell ein Folgeprojekt vor, in dem wir mit einigen von diesen Partnern schon spezifische technische Themen angehen möchten. Konkret soll die Gestalt des digitalen Zwillings nach der Spezifizierung der Asset Administration Shell standardisiert werden, Kollegen vom Institut für Automatisierung und Messtechnik aus Brünn haben für ihre Doktoranden einen Studienaufenthalt an der TU Wien vereinbart, im aktuellen Sommersemester planen Kollegen von der FH Wiener Neustadt zu uns nach Jihlava zu kommen, um die Möglichkeiten der Kooperation detailliert besprechen zu können, denn unsere beiden Institutionen haben eine sehr ähnliche Ausrichtung und benutzen außerdem auch kompatible technische Ausstattungen. Das Projekt hat meiner Meinung nach gezeigt, dass es viel Raum für Kooperation gibt. Die einzigen limitierenden Faktoren sind die Zeit und die menschlichen Ressourcen der einzelnen Arbeitsstätten. Aktuell sind zumindest wir an der Polytechnischen Hochschule Jihlava so ausgelastet, dass wir Projektangebote eher ablehnen müssen. In der Zukunft würden wir jedoch unsere Testbed-Gruppe gern um weitere Einrichtungen erweitern, sei es in Form einer sukzessiven Erweiterung unseres Netzwerks oder dessen Anknüpfung an eine der großen europäischen Plattformen.
Danke für das Gespräch!
Kontakt:
ing. Jan Jirsa
Lehrstuhl für technische Studien
Vysoká škola polytechnická Jihlava (Polytechnische Hochschule Jihlava)
Tolstého 16
586 01 Jihlava
Tel: +420 567 141 246
E-Mail: jan.jirsa@vspj.cz
Internet: www.vspj.cz
Weitere Informationen zum Projekt:
https://www.at-cz.eu/cz/ibox/po-4-udrzitelne-site-a-institucionalni-spoluprace/281_testbed-exchange
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