
Im EDM-Experten-Interview gibt Prim. Dr. Seline Rackl Einblick in das Interreg V-A SK-AT Projekt „Bridges for Birth“.
Frau Prim. Dr. Seline Rackl ist Leiterin der Gynäkologisch – Geburtshilflichen Abteilung
des Landesklinikums Hainburg (Niederösterreich). Nach dem Medizinstudium an der
Universität Wien absolvierte Sie die Ausbildungen zur Allgemeinmedizinerin und zur
Fachärztin. 1999 unternahm Frau Dr. Rackl einen Auslandseinsatz in Albanien, wo Sie
eigenverantwortlich im Feldspital Athum Alba die Gynäkologie und Geburtshilfe aufgebaut
und geleitet hat. Im Interreg V-A SK-AT Projekt „Bridges for Birth" zwischen
Niederösterreich und der Slowakei nimmt Sie eine Schlüsselrolle beim Aufbau einer
Krankenhauskooperation in Bereich der Neonatologie ein.
Das Landesklinikum Hainburg liegt direkt an der niederösterreichisch-slowakischen Grenze. Welche Bedeutung hat das EU-Projekt „Bridges for Birth" für die grenzüberschreitende Versorgung?
Im Rahmen des Interreg V-A SK-AT Projekts „Bridges for Birth" wurde eine Kooperation zwischen dem Landesklinikum hier in Hainburg und der Kinderuniversitätsklinik Bratislava aufgebaut, um die Versorgung der Neugeborenen in unserer Grenzregion weiter zu stärken. Durch die anwesende Kinderärztin und die Kooperation mit dem Landesklinikum Gänserndorf-Mistelbach ist die Erstversorgung und Betreuung der Neugeborenen in Hainburg durchgehend gewährleistet.
Im Projekt wurde die zusätzliche Möglichkeit geschaffen, dass in den sehr seltenen Fällen in denen ein Neugeborenes nach der Geburt weiter versorgt bzw. bestimmte Werte weiter überwacht werden müssen, ein Transfer in das nur 16 km entfernte Klinikum in Bratislava durchgeführt werden kann. Diese wohnortnahe Versorgung der Menschen ergänzt die bestehenden Möglichkeiten und erlaubt eine schnelle und zeitnahe medizinische Versorgung. Wir sind eine lebendige und immer weiter zusammenwachsende Region, daher kommt die Zusammenarbeit über die Grenze hinweg vor allem auch den Familien mit slowakischen Wurzeln zu Gute.
Wie funktioniert die praktische Zusammenarbeit zwischen dem LK Hainburg und dem Nationalen Institut für Kinderkrankheiten in Bratislava?
Im Sommer 2021 konnten die letzten Vorbereitungen der Zusammenarbeit abgeschlossen werden und im November letzten Jahres kam es dann zu dem ersten erfolgreichen grenzüberschreitenden Transfer nach Bratislava. Wir sind in regelmäßigem Austausch mit unseren KollegInnen in Bratislava und die Kooperation funktioniert sehr gut und professionell. Ein großer Dank gilt auch unserer Kinderärztin, durch ihren unermüdlichen Einsatz können wir dieses Projekt nun erfolgreich umsetzen.
Können andere (EDM) Grenzregionen von den Projekterkenntnissen profitieren?
Für jedes Klinikum in Grenznähe stellt sich früher oder später die Frage, ob es Sinn macht über den Tellerrand zu schauen und zu kooperieren. Für Arbeit, Bildung oder Freizeit überqueren wir täglich die Grenze – warum nicht auch für unsere Gesundheit?
In den letzten Jahren haben wir es geschafft, eine solide Basis für unsere jetzige Zusammenarbeit zu schaffen. Aus medizinischer Sicht ist die zusätzliche Versorgungsmöglichkeit ein großes Plus, die kurze Entfernung zu Bratislava ebenso.
Weiterführende Informationen:
• Initiative Healthacross: https://www.healthacross.at/projekte/bridges-for-birth-b4b
• Presseaussendung Landesklinikum Hainburg: https://hainburg.lknoe.at/landesklinikum-hainburg/pressemeldungen/newsdetail/eu-projekt-bridges-for-birth-erster-erfolgreicher-transport-eines-neugeborenen